Kirche auf Fuerteventura

Tourismuspfarramt der Evangelischen Kirche in Deutschland

Besinnliches und Artikel aus der Geschichte des Tourismuspfarramtes

 

Das Kerbholz und das neue Jahr

holztür

Wir gebrauchen manchmal den Ausspruch: Der hat etwas auf dem Kerbholz. Das heißt, der ist uns noch etwas schuldig oder wir haben noch etwas gut. Es hat für den einen mit Schulden zu tun, für den anderen mit Guthaben. Dafür hatte man früher ein Kerbholz, als es noch keine Computer und Rechenmaschinen gab. Es war die altertümliche Form der Buchführung. Zwei Holzstäbe waren deckungsgleich, wenn man sie aufeinander legte. Und dazu ein Beispiel: Einer kaufte einen Zentner Kartoffeln, eine Kerbe auf dem einem Stab – der Preis für den anderen waren zehn Groschen, die gleiche Kerbe auf dem anderen Stab. So hatte man auf dem Kerbholz einen Überblick, was man gekauft oder verkauft hatte, wieviel Geld man eingenommen hatte oder noch schuldig war. Und je nach dem, wählte man gerade oder schräge Kerben.

Wie schon gesagt, haben wir heute genauere und vielleicht bessere Möglichkeiten, um Wirtschaft und Handel zu treiben. Etwas auf dem Kerbholz haben, den Satz verwenden wir im zwischenmenschlichen und moralischen Bereich. Einer hat etwas getan oder gesagt, und ist damit anderen gegenüber schuldig geworden. Da ist etwas nicht Ordnung. Da gibt es Versagen, Böses und Schuld. Etwas auf dem Kerbholz haben, freilich auch das Gegenteil. Schönes und Gutes in unserem menschlichen Miteinander sind vermerkt.

Das Kerbholz unseres Lebens. Gutes und Böses darauf. Ebenso Freude und Trauer, Lachen und Weinen, Streit und Versöhnung, Krieg und Frieden, Gerechtes und Ungerechtes. Ja, alles auf dem Kerbholz eines jeden Menschen. Manches weniger oder mehr eingeritzt in unserer Seele.

Gott wird Mensch, wir feierten das Weihnachtsfest. Und das Fest begleitet in das neue Jahr hinein. Zwei Hölzer, wir das eine und das andere Gott. Gott deckt sich an Weihnachten mit uns. Die Lebenskerben unserer Seele sind auch bei Gott eingekerbt. Und deshalb macht Gott, weil er mit der Geburt von Jesus ein Mensch wird, unsere Kerben gut. Er vergibt uns Schuld, unsere Schuldkerben sind weg. Er heilt unsere Lebenskerben. Wir sind gut bei ihm aufgehoben, im Leben und über die Kerbe des Todes hinaus.

Dazu ein praktischer Tipp für das neue Jahr. Nehmen sie sich Zeit, werden sie stille und kerben sie Wichtiges ihres Lebens, Gutes und Schlechtes, in ihr Holz, und in das andere, das Holz Gottes mit der Geburt von Jesus. Halten sie die Hölzer aufeinander, Gott ist neben, in und mit ihnen seit Weihnachten. Er hält und trägt ihr Leben. Wenn sie wollen, können sie die Kerbhölzer auf ihr Nachttischkästchen als Begleitung im neuen Jahr legen.

Alles Gute und Gottes Segen im neuen Jahr.

Ihr
Pfarrer Werner Buckel
Militärpfarrer a.D.