Kirche auf Fuerteventura

Tourismuspfarramt der Evangelischen Kirche in Deutschland

Besinnliches und Artikel aus der Geschichte des Tourismuspfarramtes

 

Gedanken zur Jahreslosung 2016:

„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter Tröstet.“ (Jesaja 66,13)

Jahreslosung 2016 von Sieger Koeder

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Wort, ein Zuspruch wie dieser, vom alttestamentlichen Propheten Jesaja vor über 2500 Jahren überliefert, ist ein Grund dafür, warum ich dieses Buch der Bücher, die Bibel, so liebe. Nicht alle Worte und Verse aus diesem Buch sind und bleiben so unmittelbar ansprechend über die Jahrtausende hinweg, gehen so zu Herzen, wie dieser. Nicht alle sind so einladend zum Weitersagen ihrer Botschaft an so viele Menschen, die sich so sehr nach Zuspruch und Trost sehnen.

„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter Tröstet.“

Was für ein wunderbares Wort?! Kommt dieser Zuspruch nicht gerade rechtzeitig zur Jahreswende, nach einem von Krisen und schrecklichen Ereignissen nur so geschüttelten alten Jahr und zu Beginn eines mit allergrößten Problemen schon am Anfang geradezu überhäuften neuen Jahres 2016?

Da kann eine entschlossene und kämpferische Einstellung nicht schaden. Aber wir brauchen auch Trost, wenn wir erschöpft sind und nicht weiter wissen, wenn wir traurig sind und Hilfe brauchen, wenn wir uns krank und einsam fühlen.

Gerade jetzt zur Weihnachtszeit haben wir wieder das Bild gesehen mit Maria und Josef und dem Jesuskind. Vermutlich spricht dieses Bild auch deswegen so viele Menschen an, weil es Geborgenheit vermittelt. Selbst der Heiland der Welt ist als verletzliches kleines Kind auf die bergenden Arme der Mutter angewiesen.

Was ist das Besondere an einem mütterlichen Trost? Es ist wohl dieses sich bedingungslos fallen lassen können, als über alles geliebtes Kind der Mutter, die ihr Kind 9 Monate lang in sich getragen hat, ernährt, behütet und unter Schmerzen geboren und dann unter Entbehrungen, unter Verzicht auf eigene Interessen und Selbstverwirklichung sich um eine gesunde Entwicklung des Kindes bemüht hat. So ist auch unser Gott zu uns, so geht er mit uns durchs Leben. Auch in seine Arme kannst du dich getrost fallen lassen, darfst du dich schwach und verletzlich zeigen, darfst schreien und weinen und nach einer Weile wieder lachen und voller Zuversicht ins Leben zurückkehren. Die Mutter ist immer für dich da. Auch der allmächtige und barmherzige Gott ist immer für dich da, noch viel mehr als eine Mutter! Er hört dich, wenn du rufst und schreist.

Da mögen unsichere und manchmal schwere Zeiten auf uns zukommen im neuen Jahr, liebe Leserinnen und Leser. Aber wir sind nicht allein, sondern gehalten und getragen in diesen Zeiten. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ So hat D. Bonhöffer die Jahreslosung auf seine Weise zur Sprache gebracht: Mag da kommen, was da wolle, „Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.“ Wie dringend und wie oft werden wir das noch brauchen! Denn unsere Welt scheint wirklich nicht ganz bei Trost zu sein am Anfang des Jahres 2016.

Man kann schon verzweifeln, wenn man ohnmächtig vor sinnlosen Gewaltorgien steht, deren Brutalität jede Vorstellungskraft übersteigt. Und wenn man dann sieht, wie Menschen vor dieser Gewalt fliehen, ihr Leben riskieren. Schrecklich die Bilder von angeschwemmten ertrunkenen Müttern und Kindern an der griechischen Insel Lesbos aus der letzten Woche im Fernsehen. Und wer es vielleicht bis hierher nach Europa schafft, der trifft auf eine Situation, in der sich wegen der großen Zahlen Müdigkeit und Verzagtheit auszubreiten beginnt. Und viele missbrauchen die Ängste der Menschen, hetzen und beginnen mit Worten oder sogar mit echtem Feuer Brände zu legen. Und offenbar gibt es leider auch aufgenommene Flüchtlinge, die zum Schaden der vielen dankbaren Asylanten sich zu kriminellen Schandtaten hinreißen lassen!

Was wird werden im Jahr 2016? Wird sich unsere Gesellschaft auseinander entwickeln? Werden wir die Herausforderungen zur Integration so vieler fremder Menschen mit ganz anderem kulturellen und religiösen Hintergrund bewältigen können, ohne Verlust an Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung, ohne Neid oder gar Hass, so dass der soziale Friede nicht in Gefahr gerät? Oder werden wir uns als Gesellschaft auf unsere Kräfte und auch auf unsere christlichen Grundwerte besinnen?

Es ist ja doch ganz erstaunlich, bewundernswert und höchst erfreulich zu sehen wie das Bild der Deutschen überall auf der ganzen Welt plötzlich eine ganz neue und viel hellere Strahlkraft bekommen hat. Was für ein Engagement so vieler ehrenamtlich tätiger Menschen, die sich in freundlicher Aufgeschlossenheit bis zur Erschöpfung um traumatisierte und hilfsbedürftige Menschen gekümmert haben. Das hat enormen Eindruck gemacht in der ganzen Welt und ich bin überzeugt, auch in den Augen Gottes.

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Der Gott, der so spricht, liebe Gemeinde, der sitzt nicht hoch oben auf seinem Thron. Sondern es ist der Gott, der die Verletzlichkeit der Menschen kennt, der ihre Ohnmacht kennt, der diese Ohnmacht am Kreuz selbst erfahren hat. Er zwingt nicht zur Liebe, er ist selber die Liebe und gießt sie durch seinen Geist in die Herzen der Menschen hinein.

Es lohnt sich allemal mit diesem Gott getrost und getröstet ins neue Jahr zu gehen! Denn es gilt, was er zusagt: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet. Und wer getröstet wird, der kann auch selber trösten. Wer anderen hilft, dem wird auch geholfen. Wer Segen erfährt, kann selber zum Segen werden.

Das wünscht Ihnen allen mit den besten Wünschen zum neuen Jahr

Ihr Inselpfarrer Hans-Wilhelm Koopmann