Zum 34. evangelischen Kirchentag in Hamburg
„Soviel du brauchst“ war das Motto des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hamburg Anfang Mai. Auch die Kanaren waren vertreten. Das Tourismuspfarramt auf Gran Canaria hatte einen Stand auf dem Markt der Möglichkeiten. Stand Gran Canaria auf dem Kirchentag Unser Bild zeigt etwas von der Stimmung am Stand beim Protestantentreffen mit rund 119000 ständig Teilnehmenden. Bei gutem Wetter sind Menschen aus allen Himmelsrichtungen zusammengekommen, um zusammen nachzudenken, zu feiern, zu beten und über aktuelle Themen zu diskutieren. Getreu der Losung „Soviel du brauchst“ wurde besonders viel über nachhaltiges Wirtschaften nachgedacht. Wie viel brauche ich wirklich zum Leben? Welche Bedeutung hat unser Glaube in einer Gesellschaft, in der arm und reich immer weiter auseinanderdriften?
Außer den traditionellen Themen wie z.B. Bibel, Umwelt, Frieden und globale Gerechtigkeit gab es diesmal erstmals den Schwerpunkt Inklusion. Nach dem Prinzip der Inklusion soll die Unterschiedlichkeit der Menschen mit und ohne Behinderung als normal anerkannt werden. Jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken und Schwächen und wir alle können voneinander lernen. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben am gesellschaftlichen Leben uneingeschränkt teilzuhaben. Wenn dieser Kirchentag nun mit dem Schwerpunkt Inklusion dazu beigetragen hat, auch „Gedankenbarrieren“, wie die Hamburger Bischöfin Fehrs sagte, zu überwinden und in Augenhöhe aufeinander zuzugehen, dann kann man das wohl als Erfolg werten.
Was nehmen die vielen Teilnehmer mit vom Hamburger Kirchentag? Große Freude bei einem Ehepaar, das im März hier auf der Insel Urlaub machte und uns nach dem Gottesdienst fragte, ob wir noch eine Unterkunft in Hamburg besorgen könnten. Sie waren längst wieder in Deutschland als meine Frau die beiden angerufen und die Adresse einer guten Bekannten durchgegeben hat. Als Ausdruck der großen Freude und des Dankes hat uns eine Postkarte aus Hamburg erreicht. Was bleibt neben neuen Bekannten, einem blauen Schal, Material in Hülle und Fülle, Anregungen, Fröhlichkeit und gestärktem Glauben? Vielleicht der Ausspruch der Bischöfin, „Gedankenbarrieren“ zu überwinden. Barrierefreiheit fängt in den Köpfen an. Dies sind die eigentlichen Barrieren. Sie werden den meisten Menschen erst dann bewusst, wenn sie selbst betroffen sind. Sind diese Kopf-Barrieren überwunden, sind die physischen ungleich schneller überwunden.
Diese Energie, dieser Schwung, Elan und vor allem Freude bei der Gestaltung einer inklusiven und barrierefreien Gesellschaft wünscht sich unser einziger Kirchentagsteilnehmer Hans Schaupp auf Fuerteventura. Er gehört zu der selten gewordenen Spezies Mensch, die sich fragen, was kann ich tun, wie kann ich helfen, wie kann ich Probleme lösen?
Jüngst bei unserem „Treffma(h)l“ wurde Hans Dieter Schaupp mit dem „Orden des Menschseins“ – der „Münze der Menschlichkeit“ – ausgezeichnet und geehrt. Iris Preis, die wir auf dem Bild zusammen mit dem Geehrten sehen, hat die Laudatio gehalten. „Ich habe noch keinen Menschen kennen gelernt, der so viel Mitgefühl und Verständnis für seine Mitmenschen hat. Nicht nur das, ich habe auch noch keinen Menschen kennen gelernt, der sich so sehr aufopfert für alle Menschen, ob arm oder reich, gebildet oder ungebildet, schwarz oder weiß…. Obdachlose haben immer eine offene Tür bei dir, deine Arbeit als Dolmetscher, wenn du mit den armen Deutschen, Engländern, Afrikanern usw. die sich keinen Dolmetscher erlauben können, hier mit zum Arzt gehst und ihnen bei der Verständigung hilfst…“
„Soviel du brauchst“ ist die Zusage Gottes, der auf uns schaut, dem wir nicht gleichgültig sind und uns seine behütende Hand reicht. Aber auch im Sinne von Hans Schaupp, die Sorgen der Menschen zu teilen, die in Not sind und ihnen zu helfen.
Ich wünsche Ihnen zusammen mit meiner Frau einen erlebnisreichen Urlaub und viele gute Begegnungen
Ihr Inselpfarrer Wolfgang Koschut