Die einen kommen,die anderen gehen. Die einen wollen Weihnachten im Kreis ihrer Lieben zu hause feiern und andere kommen zu uns auf die Insel und feiern das Weihnachtsfest unter Palmen. Schließlich liegt der Geburtsort von Jesus fast auf dem gleichen Breitengrad wie Fuerteventura. Bethlehem ist gar nicht so weit. Auch jene Hirten damals,die auf die Suche gingen,hatten keinen weiten Weg. Sie stießen auf ihre ihnen nur allzu gut vertraute,alltägliche Welt mit ihren Freuden,Sorgen und Ängsten. Aber diese Welt war wie verwandelt. Da lag dieses Kind in der Krippe. Dort war Hoffnung,Heil und Geborgenheit. Bethlehem,“Haus des Brotes”,wie es übersetzt heißt. In dieses Lebenshaus kehren wir an Weihnachten ein mit allem ,was uns freut oder beschwert. Und wirklich,Bethlehem ist nicht weit entfernt und das nicht nur geographisch. Die Krippe wurde zum zentralen Weihnachtssymbol. Es gibt sie aus Holz,Plastik,ja sogar aus Weingummi. In Liedern wird sie besungen,in vielen Gedichten und Geschichten beschrieben,in vielen Orten unserer Insel aufgebaut und sogar an manchem Strand sind Künstler dabei,Sandkrippen zu bauen. Da geht keiner unberührt vorbei. Mitten im Trubel der Strandpromenade innehalten,betrachten und staunen. Gleichsam ein “heiliger Ort“wo man ihn nicht vermutet. Genau wie damals in Bethlehem. Im hintersten Winkel der Welt schreibt Gott Geschichte,verbindet sich Gottes Geschichte mit unserer Geschichte,berühren sich Himmel und Erde. “Euch ist heute der Heiland geboren!”
Den ersten Christen war die Geburt Jesu nicht so wichtig. Stattdessen feierten sie am 6.Januar das Fest der Anbetung der drei Weisen,die Taufe und das erste Auftreten Jesu. So ist es auch noch auf den Kanaren,wo es erst am Dreikönigsfest Weihnachtsgeschenke gibt. Erst im 4.Jahrhundert wurde die Geburt Jesu besonders herausgestellt. Wann Jesus genau geboren wurde,ist unbekannt. Vielleicht so zwischen den Jahren 7 und 4 vor unserer Zeitrechnung.
In den vier Evangelien berichtet nur Lukas vom Säugling. Nach Matthäus holte Josef Maria zu sich und sie gebar einen Sohn. Markus und Johannes erzählen weder vom Säugling noch von der Kindheit Jesu.
Ob auf Fuerteventura oder daheim,uns verbinden an Weihnachten die wunderschönen,gefühlvollen Lieder und die tiefe Sehnsucht wie aus Kindertagen: könnte es denn nicht jeden Tag Weihnachten sein?
Die Weihnachtsbotschaft ist ein Hinweis auf eine Lebenshaltung,die jeden Tag möglich ist in den täglichen Erfahrungen der Liebe Gottes wie Jesus sie uns gezeigt hat und von der niemand ausgeschlossen ist. Ich erinnere eine Geschichte von einem unverbesserlichen Lausbub.
Im vergangenen Jahr hatte Sven am Heiligen Abend mit seinem neuen Fußball den brennenden Weihnachtsbaum um geschossen. Sein Großvater hatte angedroht,es gäbe in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum. Als Sven dann am Heiligen Abend beiseinem Opa eine Fensterscheibe eingeworfen und dann sehr spät mit angerauchter Pfeife,dem Weihnachtsgeschenk für seinen Opa,nach Hause kam,sah er den Weihnachtsbaum. Da zog er die Pfeife und den Rest Tabak aus der Tasche. Für dich,Opa. Der Alte schnupperte am Pfeifenkopf. Hast du sie etwa zu Ende geraucht? Sven nickte. Sein Opa fuhr ihm mit der Hand durch das wuschlige Haar und man sah ihm an,wie er sich freute. Frohe Weihnachten,Opa! Der Alte sagte nichts,legte ihm nur den Arm um die Schultern und drückte ihn ganz fest an sich.
Da hat einer die Liebe Gottes erlebt,hat die Weihnachtsbotschaft zu seiner eigenen Lebenshaltung und Lebensweise gemacht.
Sicher haben Sie die Blüten der Agaven gesehen. Agaven blühen nur einmal. Die großen Blütenstände faszinieren. Teilweise werden die getrockneten Blütenstände kunstgewerblich genutzt. Oder,wie auf unserem Foto zu sehen ist,haben wir einen “Weihnachtsbaum” aus dem Blütenstand gestaltet. Über das diesjährige Weihnachtsfest wird unser Sohn mit seiner Familie bei uns sein. Da wird sich unsere dreijährige Enkeltochter wohl wundern,was für einen “Weihnachtsbaum” Opa und Oma auf Fuerteventura haben.
Zu unseren deutschsprachigen und ökumenisch offenen Weihnachtsgottesdiensten lade ich Sie ganz herzlich ein und freue mich auf die Begegnung mit Ihnen.
Ich wünsche Ihnen zusammen mit meiner Frau ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest auf Fuerteventura und Gottes Weggeleit im Neuen Jahr 2010
Ihr Urlaubsseelsorger
Pfarrer Wolfgang Koschut und Ursula Koschut