
Pfr. i. R. Michael Erben und Ehefrau Elisabeth
Von September 2007 bis Juni 2008 sind wir als Urlauberseelsorger auf der Insel tätig.
Wir sind sehr gespannt auf die Begegnungen und Erfahrungen sowohl mit Urlaubern als auch den in Fuerteventura ansässigen “Residenten” und möchten uns hier vorstellen:
32 Jahre lang war ich Pastor in der Kirchgemeinde Spornitz in Mecklenburg, ein Bundesland im Norden Deutschlands. Meine Frau war in den zurückliegenden Jahren als Ärztin in der nahe gelegenen Kreisstadt Parchim tätig. Wir haben 4 Kinder, von denen die beiden Jüngsten noch studieren.
Meine Schwerpunkte habe ich zum besseren Kennenlernen in einem kurzen Artikel beschrieben, den Sie hier lesen können:
Die lange Kontinuität meiner Gemeindearbeit in Spornitz war durch die vielfältigen Veränderungen in der Gesellschaft des Ostens Deutschlands geprägt und damit wohl auch rückblickend wichtig.
Zunächst galt es während der DDR-Zeit als Pastor dem immer stärker werdenden Einfluss atheistischer Propaganda entgegen zu wirken durch kontinuierliche, den Menschen und ihrer Situation zugewandten Gemeindearbeit. Dabei war mir wichtig, der Zeitströmung zum Trotz ein für die Umgebung sichtbares Christsein zu gestalten. In dieser Zeit wurde mir die Seelsorge- und Beratungsarbeit besonders wichtig. Ich besuchte manche psychologische Weiterbildung, die die Kirche für ihre Mitarbeiter anbot und war auf diesem Gebiet dann auch über die Gemeindegrenze hinaus tätig.
Während der politischen Wende 1989 konnten wir mit der Gemeinde einschneidende Veränderungen erleben, die wir in unterschiedlichen politischen Aktivitäten selber mit gestalteten. Dabei konnten wir als Kirche durch die besonderen Umstände Dach und Kristallisationspunkt friedlicher Veränderungen werden und mit vielen Menschen auch außerhalb der Kirche zusammen wirken. Außerdem versuchten wir den Gemeindegliedern angesichts der neu zu gestaltenden Verhältnissen zu helfen, sich auf die neuen Situationen ein zu stellen und vom christlichen Glauben her die Möglichkeiten zum Mitwirken in der Gesellschaft zu nutzen.
So habe ich mit jener Kirchgemeinde in den letzten Jahren manches Neue aufbauen können, z.B. eine Evangelische Schule, die Jugendlichen aus der weiteren Umgebung helfen möchte, Werte und Orientierung zu finden. Dies ist wichtig, weil viele Familien in der ehemaligen DDR durch die atheistische Vergangenheit und den Umbruch wenig mit dem christlichen Glauben vorher Berührung hatten. Auch manche diakonische Aufgaben wie Sozialstation, Altenheime und die Notfallseelsorge wurden nach der Wende durch uns mit aufgebaut und begleitet, um christliches Leben auch in der Gesellschaft sichtbar zu machen.
Auch an den Kirchenbauten konnte manches erneuert werden, was nach den Jahren geringer Baumöglichkeit in der DDR bitter nötig war. Nach der Zeit der Reisebeschränkung während der DDR-Zeit war es außerdem mir in all´ den Jahren für die Gemeindearbeit wichtig, über den eigenen Kirchturm hinaus zu sehen und die Verbindung zu ausländischen Kirchgemeinden zu suchen und neu zu vertiefen.
So wirkte ich beim Ausbau und der Vertiefung der Partnerbeziehungen zwischen der Evangelisch lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Lutherischen Süd-Ohio-Synode in den USA mit. Ich reiste auch mit einer Gemeindegruppe aus Spornitz zu unserer amerikanischen Partnergemeinde St. John´s in Springfield / Ohio. In Ohio lernte ich einen früheren Weggefährten von Dr. Martin Luther King kennen und konnte mit ihm zwei gemischt deutsch – amerikanische Pilgerreisen zu den wichtigen Orten der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung begleiten. Von diesen Eindrücken würde ich gern auch bei einem “Treff-ma(h)l” in Fuerteventura berichten.
Nach der langen Zeit des Wirkens an einem Ort freue ich mich, nun im beginnenden Ruhestand in einer ganz neuen Situation Gottesdienst feiern zu können, Menschen in ihrer ganz anderen Lebenssituation zu begleiten und mich den Herausforderungen der Urlauberseelsorge zu stellen.